Endlich,der Kennenlerntermin steht und mein Mann kann sich auf der Arbeit frei nehmen!Es soll ein kleiner Junge sein,sehr verängstigt und in der Entwicklung 1 1/2 Jahre zurück;tatsächliches Alter jedoch knapp 3 Jahre.Abnahmegrund:Vernachlässigung,Misshandlung und Verwahrlosung.Über den Gesundheitszustand konnte uns nicht viel gesagt werden,doch wären wir die Einzigen für dieses Kind,andernfalls wäre er für eine Behinderteneinrichtung vorgemerkt.Das er dort noch nicht untergebracht ist,läge an den Bemühungen der Krisenpflegestelle,welche auf so kleine Kinder garnicht ausgerichtet ist.
Wir wollen das Kind kennenlernen,deshalb sind wir hier!Das geht derzeit nicht,er hält Mittagsschlaf und wenn er vorzeitig geweckt wird ist er nicht mehr zugänglich.Sobald er wach ist,wird er gebracht!
Unsicherheit macht sich breit und doch können weder mein Mann noch ich,in diesem Moment aufstehen und gehen.
Da geht die Tür auf und auf einem Bobbycar wird dieses kleine durchsichtige Bündel Mensch hindurch geschoben.Er ist nicht in der Lage auch nur eine von den anwesenden Personen anzuschauen und würde am liebsten kehrt machen.
Kein Wunder,da sitzen 7 Erwachsene und dann auch noch Fremde;und alle sehen nur ihn an.Wem würde es in dieser Situation anders gehen?
Um die Lage etwas zu entspannen beschliessen wir,einen Spaziergang im Park,zu machen.Während des allgemeinen Anziehens entdeckt dieses Kind zwischen den ganzen Leuten einen Mann(heute ist es sein Papa),der ist nun Auserkoren,dieses Kind zu beschützen,während seiner wilden Bobbycartouren,bergab,durch den Park.Anschließend ist es für das Kind an der Zeit,zu baden,weil er dann bald ins Bett muß.Gerne übernehme ich diese Aufgabe,gibt sie mir doch Gelegenheit mit dem Jungen in Kontakt zu treten.Danach fahren wir nachdenklich zurück nach Hause.Im Gepäck unsere Eindrücke und Bedenkzeit!
Nach 2 Tagen steht unser Entschluß und wir vereinbaren einen weiteren Besuchskontakt,welchen wir ganz für uns haben und geniessen die Stunden auf einem Spielplatz.Wieder bade ich das Kind am Abend;und ich habe das Gefühl,es könnte gutgehen,mit uns dreien.Am nächsten Tag haben wir ihn schon für ein paar Stunden mit heim genommen,damit er sich nicht ganz so stark fürchten muß,wenn er,wie schon von mir mit den Behörden geklärt,eine Woche später bei uns einziehen wird.
Der Tag der Abholung ist nach 2 weiteren Besuchen von uns,endlich gekommen.Das Zimmer des Kindes ist fertig eingerichtet und auch verschiedene Spielsachen warten schon auf ihn.
Vorab müssen wir allerdings die Formalitäten auf dem Jugendamt erledigen,sonst wird uns der Junge nicht übergeben.Dort lernen wir nun auch die leibliche Mutter kennen,welche mit der Situation sehr schwer zurechtkommt.Um so mehr freute sich aber unser Sohn(denn nun war er es wirklich),als wir dann endlich auftauchten und seine 4 Plastiktüten,mit seinen Habseligkeiten in unser Auto luden.Vor Aufregung hat der Junge einen 1/4 Liter Saft getrunken und weil er Autofahren fast garnicht kannte,anschließend in's Auto gespuckt.Hallo Eltern,jetzt bin ich da!
Wir aber sind glücklich,denn für uns ist er unser Sonnenschein!
Benita